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Laufberichte

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03.10.2009

23. Deutsche Meisterschaften im 100km-Straßenlauf Ahrweiler

Es ist Samstag, der 3. Oktober 2009, 23.10 Uhr. Vor 7 Stunden habe ich meinen 6. 100-KM-Lauf bei den 23. Deutschen Meisterschaften in Bad Neuenahr-Ahrweiler beendet. Der 4. Hunderter bei Deutschen Meisterschaften. Noch empfinde ich unsere Teilnahme an diesem Lauf als einmaliges Erlebnis. Gedanklich frage ich mich schon nach dem Sinn und Wert eines solchen Unternehmens und der Sinnhaftigkeit dieses Berichtes darüber. Vieles ist aus der momentanen Stimmung heraus sicherlich unverständlich und befremdlich. Dessen bin ich mir bewusst. Eine spätere Berichterstattung bringt jedoch Abstraktionen mit sich, die den Wert für die LLG schmälern würde. Schließlich leben wir von solchen authentischen Geschichten.

Ahrweiler

Unser Läufer-Dasein ist schnelllebig. Heute zwei Läufe, morgen wieder ein Lauf mit LLG-Beteiligung, nächste Woche Eindhoven, dann Nütterden ... Was bleibt? Schöne Erlebnisse? Noch Jahre später erinnert man sich der Empfindungen während des Laufes. Und darin besteht das Erlebnis eines solchen Laufes. Den Kampf gegen sich selbst gewonnen zu haben. Jeder Ultra-Wettkampf hat darin seinen unschätzbaren Wert; der sich – richtig eingesetzt – für spätere Wettkämpfe positiv nutzen lässt.

Bevor ich zum Bericht über den Lauf komme, möchte ich mich zunächst bei den anderen LLG-Läufer, Peter, Christoph und Karl-Heinz, bedanken. Dank dafür, dass sie sich mit mir auf dieses Abenteuer eingelassen haben. Es war für uns alle nicht einfach, sich seit Anfang des Jahres immer wieder für dieses Ziel zu motivieren. Besonders die letzten drei Monate verlangten ein gezieltes Training mit Ultradistanzen und vielen langen Läufen. Bei mir kamen z.B. so in den letzten 11 Wochen bis vor der 14-tägigen Ruhephase vor dem Wettkampf genau 1111 KM zusammen. Peter lief in der Vorbereitung für sich alleine die Zugspitze hinauf; anschließend im August noch den Ottonen-Lauf. Christoph absolvierte drei Marathons. Karl-Heinz trainierte schon Anfang Juli Ultradistanzen und lief beim Hunsrück-Marathon eine Super-Zeit. Der Hunsrück-Marathon hat uns alle noch mal eine mentale Stärke verschafft, die wichtig war; denn der 100-KM-Lauf fängt bei Null an und beim Start empfindet man die Strecke als unendlich lang. Deshalb versucht jeder sich besonders gut auf die schwierigen Anforderungen einzustellen.

Die mentale Stärke ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Bestehen des Laufes. Ich hatte mir zwei Punkte "eingehämmert"_ 1. Keine ablenkenden Gespräche während des Laufes zur Unterhaltung und 2. eine "25-50-70-80-Taktik". Bis 25 Km wollte ich das richtige Lauf- und Tempogefühl finden. So sollten die nächsten 25 Km bis zur Hälfte dann kein Problem sein. Bis dahin war ich im Training schon mehrmals problemlos gelaufen. Danach würde es schwer werden. Deshalb sollten die nächsten 20 KM überschaubar sein. Wenn möglich wollte ich das Tempo halten. Mit 10 KM hatte ich die "Leidenszeit" kurz gehalten. 20 KM im Gefühl es dann geschafft zu haben, kann man immer laufen. Was sind schon 20 KM. Darüber hinaus freute sich mich bei den kurzen Rundendistanzen auf die vielen Überrundungen.

Ahrweiler

Pünktlich um 6.30 Uhr standen wir am Start. Vier gestandene Läufer der LLG. Die Besten, die die LLG derzeit im Ultra-Bereich zu bieten hat; erfahren und selbstbewusst. Im Innersten war jedem von uns bewusst, was in den nächsten Stunden auf uns zukommen sollte. Jeder kannte auch seine Schwächen. Die Strecke war zu lang, um alles schnell hinter sich zu bringen. Der Kampf mit sich selbst musste aufgenommen werden. Ein letztes Abklatschen mit den besten Wünschen für einen guten Lauf. Dann ging es los. 20mal 5 KM. Das Rennen begann. Endlich!

Es war noch dunkel und sehr kühl. Ich legte direkt ein gutes Tempo vor. Ich fühlte mich gut und sah keine Veranlassung langsamer zu laufen. Jetzt höre ich schon die Kritiker und Befürworter des gleichmäßigen Laufens. Nach 50:32 Min.; 50:39 Min. und 50:23 Min. sagte ich mir, dass dieses Tempo sicherlich nicht zu halten sei, aber für mich eine lockeren und gleichmäßigen Lauf ermöglichte. So war es immer bei meinen Ultraläufen. Nicht dies Strecke tötet, sondern das Tempo. Auf der gegenüberliegenden Seite der Ahr konnte ich nach drei Runden Peter und Christoph gemeinsam laufend erkennen. Kurz dahinter schon Karl-Heinz.

Ahrweiler

Peter lief sehr verkrampft. Das verhieß nichts Gutes. Ohne daran zu denken, dass Peter aufgeben würde, wollte ich mein Tempo fortsetzen bis zur Überrundung zwischen 40 und 50 KM. Nach 40 KM merkte ich schon, dass es früher als erwartet schwer werden würde. Die 50 KM von 4:20 Stunden, die ich schon oft im Training erreicht hatte, schien noch möglich. Also lief ich weiter, überrundete Karl-Heinz, der zu diesem Zeitpunkt noch gut aussah. Zu einer Überrundung von Peter kam es nicht mehr. Er war verschwunden. Mir war klar, dass er aufgegeben hatte. Ich wollte den Gedanken jedoch nicht an mich ranlassen. Ich konzentrierte mich weiter auf meinen Lauf. 50 KM erreichte ich in 4:19:11 Std.. Jetzt hatte ich 4:40 Std. Zeit bis zur 9-Stunden-Grenze. Mental wurde es immer schwerer. Peter war jetzt im Zielbereich. Nur keine Ablenkungen. Einfach weiterlaufen; wie vorgenommen bis 70 KM.

Bei 54 KM überholte mich Christoph, den ich irgendwo vorher bei einer Auszeit überholte hatte. "Na du Kämpfer!" Gemeinsam liefen wir ein Stück zu der Melodie eines Folksängers an der Strecke von Johnny Cash "I walk the line". Ich merkte, dass ich nicht mit Christoph zusammen laufen konnte. Ich wollte in dieser Phase alleine für mich sein. Der Kampf begann. Ich stellte mir die Frage: "Warum machst Du das?" Eine Antwort hatte ich nicht. Gut so. Denn zu diesem Zeitpunkt wäre jede Antwort von mir als falsch eingestuft worden. Ich hätte mit das Gehirn zermartert und aufgegeben. So war ich für mich im Gleichklang des Laufens.

Ahrweiler

Mich interessierte nichts um mich herum, keine Altersklassengegner; keine Zeit. Ich ließ Christoph ziehen. Sollte er doch die Runde aufholen und mich überholen. Das war mir egal. Bei 64 KM hatte ich ein emotionales Hoch. Ich hätte heulen können. Ich wusste, dass ich ankam. Ein Glücksgefühl stieg in mir auf. Diese Momente sind die schönsten bei einem Ultralauf. Die Stärke die du spürst. Christoph hatte ich wieder überholt. Er brauchte wieder eine Auszeit. Karl-Heinz hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Unsere Mannschaft war damit geplatzt. Das war nur ein kurzer Gedanke, den ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht gebrauchen konnte.

Ich versuchte positiv zu denken und mich aufzubauen. Ich korrigierte meine Taktik. Von 70 – 90 KM war jetzt d ie Phase, die es zu bewältigen galt. Das Leiden hatte ja schon lange begonnen. 10 KM sind dann immer zu schaffen. Die Zeiten von 67:54 Min. und 69:44 Min. waren schon sehr langsam. Die Endzeit hatte ich jetzt ab 90 KM bei 9:45 Std. festgelegt. Eingangs der 19. Runde sagte ich mir, das wird jetzt eine schnelle Runde, in der du Zeit aufholst und die letzte Runde genießt du deinen Erfolg. Mit 31:53 Min. hatte ich mich gut gesteigert. Jetzt konnte ich ständig überholen. Also wurde es nicht mit einer gemütlichen Abschlussrunde.

Ahrweiler

Der Kampfgeist erwachte noch mal und ließ mich die letzte Runde in 30:02 Min. laufen. Überglücklich lief ich ins Ziel. Ich war froh, dass alles vorbei war. Diesen Moment konnte ich nicht genießen. Ich nahm die Glückwünsche von Peter und Karl-Heinz entgegen; mehr mechanisch. Ich war vollkommen leer. Noch nicht mal so richtig freuen konnte ich mich. Peter erzählte mir, dass er nach sieben Runden raus gegangen ist, weil er mit einer Verhärtung im Hüftbereich nicht noch 65 KM laufen konnte. Karl-Heinz hatte nach 60 KM keine mentale Kraft mehr noch 40 KM weiter zu laufen. Christoph war noch im Rennen. Nach 10 Stunden trat er seine letzte Runde an. Langsam schlich er durch den Zielbereich, von dem unbedingten Willen beseelt, den Lauf zu beenden. Überglücklich war er nach 30 Min. für die letzte Runde wieder da. Ich hatte kaum Zeit zum Duschen.

Ahrweiler

Zwei Ultra-Läufer der LLG im Ziel bei den Deutschen Meisterschaften. Aus meiner Sicht ein Super-Erfolg. Der Ultralauf ist immer ein Ausscheidungsrennen. Man weiß vorher nie, wer ankommt. Das geht auch den Spitzenläufern so, von denen auch mehrere das Rennen beenden mussten. Die Strecke war zwar als flach und schnell im Vorfeld gelobt worden; jedoch waren einige Anstieg drin und mehrere Brücken mussten unterlaufen und überquert werden. Im Zielbereich musste man einen Zick-Zack-Kurs laufen, der einen flüssigen Laufstil unterbrach. Hinzu kam Gegenwind auf einem Teil der Strecke und ab und zu Sonnenschein. Alles in allem waren die Bedingungen nicht einfach. Christoph und ich haben sie gemeistert.

Mit Platz 11 in der M40 und Platz 2 in der M55 haben wir uns achtbar geschlagen. Für mich war das das beste Ergebnis in einer Altersklasse bei Deutschen Meisterschaften. Für Christoph ist der erste durchgelaufene Hunderter von unschätzbarem Wert. Darauf kann man aufbauen. Karl-Heinz wird wohl keinen Ultra mehr über 6 Stunden angehen.

Ich bin jetzt müde und freue mich auf die Nacht. Schlafen und träumen. Morgen wird schon wieder alles anders sein. Gerne würde man diese Stimmung noch länger behalten; aber was soll´s; unser Läufer-Dasein ist schnelllebig (geworden). Bis zum nächsten Lauf, Euer Jürgen.

Jürgen Metternich

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