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17.10.2010

35. Amsterdam-Marathon

Bei der Suche nach einem interessanten Herbstmarathons hat man die Qual der Wahl - eher den karnevalistisch angehauchten Köln-Marathon, oder vielleicht doch lieber den landschaftlich interessanteren Essen-Marathon rund um den Baldeneysee? Beim Durchforsten der verschiedenen Veranstaltungskalender fiel mir irgendwann der Amsterdam-Marathon auf. Rückfrage bei den Vereinskollegen ergab keinerlei Informationen - da war offensichtlich noch nie ein LLGler gestartet. Erstaunlich, hat doch dieser Lauf eine lange Tradition - in diesem Jahr stand die 35. Auflage an - und zählt nach Rotterdam als zweitgrößter Marathon der Niederlande. Die Teilnahmegebühren erschienen moderat (zumindest im Vergleich mit dem Lauf in der sogenannten „Domstadt“), wenigsten ein Mitstreiter war mit Karl-Heinz recht schnell gefunden, also stand einer Anmeldung nichts mehr im Weg.

Der Start sollte bereits um 9:45 stattfinden, also machten wir uns in aller Herrgottsfrühe auf den Weg in die Hauptstadt der Niederlande. Um diese Zeit waren die Autobahnen so gut wie leer, so daß wir nach knapp eineinhalb Stunden bereits das Veranstaltungsgelände rund um das Olympiastadion erreicht hatten. Aufgrund der frühen Uhrzeit und der Tatsache, daß die große Anzahl der Halbmarathon- und 8km-Läufer wegen deren späteren Start noch gar nicht vor Ort waren, gab es auch noch freie Parkplätze in wenigen Minuten Fußentfernung.

Die Abholung der Startunterlagen in den „Sporthallen Zuid“ und des im Startgeld inbegriffenen T-Shirts war innerhalb weniger Mínuten erledigt; blieb noch die Frage nach der Laufbekleidung. Der Himmel war zwar wolkenlos, es war aber noch recht kühl. Letztlich entschied ich mich für zwei dünne langärmlige Unterziehshirts unter dem LLG-Singlet - sollte es tatsächlich zu warm werden, konnte ich die Ärmel immer noch hochkrempeln.

Auch die „Gepäckaufgabe“ ging trotz längerer Warteschlangen zügig vonstatten; noch einmal kurz das gewisse Örtchen aufgesucht, und dann waren es auch nur noch ein paar Minuten bis zum Start auf der Laufbahn des Olympiastadions. Hier fanden im Jahr 1928 die neunten Olypischen Sommerspiele statt; den Marathon gewann damals der Franzose Boughera El-Ouafi in 2:32:57 auf einem Kurs, der im großen und ganzen mit der heutigen Strecke übereinstimmt. Frauen waren damals „natürlich“ noch nicht beim Marathon zugelassen, tatsächlich waren diese Spiele die ersten, bei denen die Damen überhaupt an den Leichtathletikwettkämpfen teilnehmen durften, und zwar mit den 800 Metern als längster Laufstrecke; mehr glaubte man den Frauen nicht zumuten zu können. Diese aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbare Einstellung hielt sich allerdings noch hartnäckig bis Moskau 1980, als die 1500 Meter hinzukamen, und erst 1984 in Los Angeles durften die Damen über die 3000 Meter und den Marathon an den Start gehen.

Karl-Heinz sortierte sich in den sub4:00-Startblock ein, während ich mich eine Abteilung weiter vorne zu den sub3:30-Läufern gesellte - das jedenfalls sollte das Ziel des Tages sein: ziemlich genau drei Jahre nach meiner Marathon-Premiere in Köln 2007 - somit im elften Marathon - erstmalig die Dreieinhalb-Stunden-Marke zu unterbieten. Nach dem Halbmarathon in Beneden-Leeuwen und den 30km in Bertlich sollte dieses Vorhaben jedenfalls im Bereich des Möglichen liegen.

Pünklich um 9:45 gab der Amsterdamer Bürgermeister den Startschuß für die knapp 10.000 Marathonis (angeblich eine Steigerung von bemerkenswerten 20% gegenüber dem Vorjahr), und keine zwei Minuten nach den Topläufern war die Startlinie schon überquert. Nach einer halben Stadionrunde ging es über den Stadionvorplatz hinaus in den Bezirk Oud-Zuid und auf einer Länge von etwa zwei Kilometern durch den Vondelpark. Zunächst war eine kleine Runde von etwa sieben Kilometern zu durchlaufen - fast wieder zurück bis zum Stadion - und dann nach einem kurzen gegenläufigen Stück, auf dem uns bereits die Führenden entgegenkamen - auf die zweite größere Runde. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das anfangs doch recht dichtgedrängte Läuferfeld etwas entzerrt, so daß man auch auf etwas engeren Straßen nicht mit den Nebenleuten ins Gehege kam.

Dieses Läuferfeld konnte tatsächlich als international bezeichnet werden: nur etwa ein Drittel der Starter waren Niederländer, ansonsten herrschte ein wirklich buntes Völkergemisch vor: viele Skandinavier aus Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen; Engländer, Schotten und Iren von den Inseln; Spanier und Italiener, Franzosen und Belgier, und natürlich auch einige Deutsche. Aber neben den Europäern waren nicht nur einige Dutzend Israelis, sondern sogar Brasilianer, Puertoricaner und US-Amerikaner auf der Strecke zu sehen. So ein gemischtes Teilnehmerfeld findet man in Deutschland kaum - vielleicht in Berlin - aber bei den Citymarathons in Köln oder Düsseldorf sind gefühlte 90% der Starter eben „Einheimische“.

Quer durch den Bezirk Zuideramstel ging es nun in Richtung eben dieses Flusses (wohl eher ein Kanal) Amstel, der unteren anderem auch einer bekannten Brauerei als Namensgeber diente. Hier verließ der Kurs das Stadtgebiet, und es wurde recht ländlich. Nach einer kurzen Schleife ging es nun etwa 5 Kilometer am Fluß entlang und am südlichsten Punkt über eine Brücke auf der anderen Seite wieder zurück. So hatte man die anderen Läufer am gegenüberliegenden Ufer immer im Blick: zuerst die Führenden, und nach der Wende alle langsameren (eindeutig mehr in zweiter Kategorie ;-) Auf der Amstel waren viele Sportruderer unterwegs, die auch gerne mal eine Pause einlegten, um die laufenden Sportskameraden anzufeuern.

Bei etwa Kilometer 17 eine Schrecksekunde: da war ein Fahrradweg durch in die Straße eingelassene „Hubbel“ abgetrennt, diese hatte ich nicht gesehen, und plötzlich lag ich da mitten auf der Laufstrecke: rechtes Knie aufgeschlagen, Hüfte aufgeschrammt. Die Läuferin hinter mir schaute ziemlich entsetzt, ich konnte ihr aber signalisieren, daß alles in Ordnung war. Und tatsächlich bewirkt so ein zusätzlicher Adrenalinstoß wohl Wunder: gottseidank konnte ich ohne größere Probleme weiterlaufen und auch das bisherige Tempo von knapp unter 5min/km halten. Schwein gehabt, da hätte das Rennen nach noch nicht einmal der Hälfte auch schon vorbei sein können&hellip Erst im Ziel konnte ich die Schrammen begutachten.

Am südlichen Wendepunkt, kurz vor der Ortschaft Ouderkerk aan de Amstel, hatten die Organisatoren etwas besonderes aufgeboten: zwei Boote mit Live-Musik und Cheerleadern an Bord fuhren jeweils den Kanal auf und ab und sorgten für Unterhaltung und Stimmung bei den Läufern. Der Rückweg an der Amstel entlang war dann auch das einzige Wegstück, auf dem der Wind recht unangenehm von vorne kam, ansonsten machte er sich freundlicherweise wenig bemerkbar. Beim Halbmarathonpunkt zeigte die Uhr etwa 1:41:30, also alles im Plan. Etwa nach 25km verließ die Strecke den Fluß, es ging nun wieder in die Stadt, und es folgte ein recht langweiliger Abschnitt durch Gewerbe- und Industriegebiete. Hier waren auch recht wenige Zuschauer zu finden, und so langsam ging der Lauf auch in die entscheidende Phase. Die ersten 25km hatte ich fast auf die Sekunde genau in der gleichen Zeit absolviert wie beim 30er in Bertlich, aber nun mußte ich mich darauf konzentrieren, das Tempo auch zu halten.

Apropos Zuschauer: es waren natürlich einige an der Strecke zu sehen, aber eine Stimmung wie in Köln oder gar beim Venlo-Halbmarathon suchte man vergebens. Bis auf einige Disko-Stationen und ein paar vereinzelte Samba-Bands war nicht viel los; da verbreiten die zahlreichen Blech-Blasgruppen und die Einheimischen in Venlo doch eine ganz andere Athmosphäre. In dieser Hinsicht können die Nordholländer von ihren Landsleuten in Limburg aber noch einiges lernen... ;-)

Durch den Osten Amsterdams war dann schon bald die 35km-Marke erreicht, und die letzte lange Gerade Richtung Ziel war zu bewältigen. Über die Maurits- und die Stadhouderskade ging es entlang der Singelgracht, die die südliche Begrenzung der Amsterdamer Innenstadt bildet. In dieses Zentrum führte der Kurs nicht, da die kleinen Sträßchen und Brücken die Läufermassen wohl nicht fassen können.

Etwa vier Kilometer vor dem Ziel meldete die Uhr, daß das erhoffte Zeitziel von unter 3:30h nur noch durch eine mittlere Katastrophe zu verpassen war, daher war es nicht nötig, auf dem letzten Stück noch mal alles zu geben. Eine zwischendurch erforderlicher „Boxenstopp“ an einem Gebüsch und eine etwas ausführlichere Trinkpause an einer der alle 5km auftauchenden Verpflegungsstände (mit Bananen - es geht doch, ihr Eindhovener!) hatten zwar etwas über eine Minute gekostet, aber das war nun zu verkraften.

Kurz von km40 ging es noch einmal durch den Vondelpark, den wir schon am frühen Morgen kennengelernt hatten, und bald darauf kam schon das Olympiastadion in Sicht. Hier standen die Zuschauer dann doch in größeren Mengen und bejubelten die Läufer, die durch das „Marathontor“ ins Stadion einliefen und nach einer knappen Dreiviertelrunde dann den Zielbogen erreichten. Hier stoppte meine Uhr dann bei 3:28:32 - „mission completed“ ;-)

Zufrieden konnte ich mir dann die Medaille umhängen lassen, andere Helfer reichten Plastikcapes gegen die Auskühlung, und da die Sonne ins Stadion schien, konnte ich noch in Ruhe den Einlauf der anderen Läufer beobachten und auf Karl-Heinz warten. Er hatte im Vorhinein eine Zeit von etwa 3:45 angepeilt, es dauerte dann aber doch noch knapp 10 Minuten länger, bis auch er ins Stadion einlief. Der Halbmarathon in Nütterden in der Woche zuvor hatte dann wohl doch noch seine Spuren hinterlassen und eine bessere Zeit verhindert; trotzdem war er nicht unzufrieden. Allerdings fluchte er herzhaft über die vielen kleinen Brücken und Steigungen auf den letzten Kilometern - komisch, die waren mir überhaupt nicht aufgefallen. Wohl auch eine Frage der Wahrnehmung... ;-)

Letztlich kamen nach der aktuellen Ergebnisliste 7.880 Läuferinnen und Läufer ins Ziel, bei wohl knapp über 10.000 Startern - dies ist tatsächlich ein deutliches Plus gegen über dem Vorjahr, in dem die Veranstalter ca. 5.900 Finisher melden konnten. Hierzu kamen in diesem Jahr noch mehr als 10.000 Finisher im Halbmarathon sowie über 4.000 im 8km-Hobbylauf. Im Hinblick auf die erzielten Zeiten hatte dieser Marathon auch ein hohes Niveau: reichte z.B. Jürgen in Köln eine Zeit von 3:32, um fast unter die besten zehn Prozent zu gelangen, kam man hier mit einer 3:28 gerade mal in das erste Viertel. Auch die Siegerzeit des erst 24jährigen Äthiopiers Getu Feleke von 2:05:43 (neuer Streckenrekord) kann als Weltklasse bezeichnet werden.

Beim Ausgang gab es dann für jeden Teilnehmer ein (exakt ein!) Fläschen AA-Isodrink, und bei Bedarf etwas Wasser und ein Stück Banane - das war's schon in Sachen Zielverpflegung. Aber in dieser Hinsicht wird man in den Niederlanden kaum je verwöhnt, ein üppiges Buffet wie z.B. in Köln darf man nicht erwarten. Aber nach fester Nahrung ist mir direkt nach einem Marathon sowieso nicht; ein leckeres alkoholfreies Bier wäre aber doch was Schönes gewesen...

Duschgelegenheiten gab es in bescheidenem Maße in den schon erwähnten „Sporthallen Zuid“; angesichts der Teilnehmerzahlen wurden diese aber erstaunlich wenig genutzt. So gab es denn tatsächlich noch leidlich warmes Wasser, und wir konnten uns erfrischt auf die Rückfahrt machen. Der Weg zum Parkplatz erschien irgendwie länger als am frühen Morgen, aber ein bißchen langsame Bewegung nach einem Lauf schadet ja bekanntlich nicht. Auch wenn die Autobahn nun am Nachmittag nicht mehr so leer war wie am Morgen, verlief die Rückfahrt problemlos, so daß wir zur besten Kaffee-und-Kuchen-Zeit wieder zuhause waren und ein schönes dickes Stück Pflaumenkuchen mit Sahne zur Belohung auf mich wartete ;-)

Thomas Rauers

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